Wieder ist Adventszeit, bald ist Weihnachten. Erwartungsfroh sind wir gestimmt. Kinderaugen leuchten, stille Blicke der Alten stimmen uns nachdenklich.
Bei all der betriebsamen Hektik sollten wir uns besinnen.
Es ist Stille Nacht, heilige Nacht. Ein Stern über Bethlehem leuchtet. Für uns ist heute der Heiland geboren.
Musik erklingt und Kerzen brennen. Lasst uns zur Ruhe kommen.
In der Hoffnung und dem Glauben, dass irgendwann alle Menschen den Zauber dieser Nacht spüren werden und in Frieden leben können.
Zum Weihnachtsfest 2014 habe ich eine „Andacht“ verfasst, deren Inhalt auf einer wahren Begebenheit beruht. Ich möchte sie euch für dieses Jahr an dieser Stelle präsentieren.
Manche werden sagen: „Schon wieder ist Weihnachten“. Andere meinen: „Endlich ist wieder Weihnachten“. Ich sage: „Lasst uns besinnliche Weihnachten feiern“. Denn in der hektischen, betriebsamen Zeit sollten wir viel mehr lernen, zur Ruhe zu kommen. Aber nicht erst an den Weihnachtstagen selbst, sondern schon lange vorher. Denn auch die vorweihnachtliche Zeit und die Adventszeit ist eine besinnliche Zeit. Und so ist bereits in dem Wort „Besinnlich“ ganz viel Schönes verborgen. Wir müssen wieder lernen, den Zauber und die Vorfreude auf das Fest und die Geburt Jesu zu fühlen, zu erkennen und in uns aufzunehmen. Aber wie machen wir das am besten? Können wir das überhaupt noch? Vor mehreren Jahren war ich im September für einen Kurzbesuch in Berlin. Ich besuchte einen alten Urlaubsfreund. Er war viele Jahre älter als ich und hielt sich nur noch in seiner Wohnung auf. Er war auf die tägliche Hilfe seiner Tochter angewiesen. Das Wiedersehen war für mich ein großer, emotionaler Moment. Als ich in die leuchtenden Augen meines Freundes sah fühlte ich, wie glücklich auch er über das Wiedersehen war. Wir haben viel erzählt aus früheren Zeiten und was wir alles zusammen in unseren Urlauben in Österreich mit unseren Familien erlebt haben. Dabei haben wir alte Fotos angeschaut und so ganz nebenbei noch die leckere Brettljause verspeist, die uns seine Tochter liebevoll hergerichtet hatte, mit einem abschließenden Obstler. Diese paar Stunden des Wiedersehens waren gefüllt mit Besinnlichkeit und Glück. Ich verspürte in mir Freude und Dankbarkeit und nahm für mich mit, einen Menschen mit ganz wenig Aufwand, praktisch nur mit meinem Besuch, glücklich gemacht zu haben. Auf dem Rückweg zum Bahnhof ging ich vorbei an vielen Schaufenstern mit einem riesigen Warenangebot an Kleidung, Spielsachen und Lebensmitteln. Plötzlich stand ich vor einer Auslage, die komplett dekoriert war mit künstlichen Christbäumen, bunten Kugeln und Lametta. Als ich so dastand und in das hell erleuchtete Fenster blickte, war ich fassungslos. Nichts erinnerte mich bei diesem Anblick an Besinnlichkeit, Ruhe und Vorfreude auf das in drei Monaten bevorstehende Weihnachtsfest. Ich fragte mich: Wie kann ich persönlich diesem Kommerz und der Angebotsschwemme an Produkten aus dem Weg gehen, bin ich in der Lage, all dies zu verhindern? Nein, sagte ich mir, ich kann nur meinen eigenen Weg gehen und mich nicht soweit manipulieren lassen, schon im September Weihnachtsgebäck, Christbaumschmuck und teure Elektronikartikel kaufen zu sollen. Und so werde ich mich, zusammen mit meiner Familie und meinen Freunden, ganz besinnlich auf das Weihnachtsfest einstimmen. Ich werde dabei auch an die vielen Menschen denken, denen es nicht so gut geht wie uns. Menschen, die in Krisengebieten leben, die zu vielen Tausenden auf der Flucht sind vor Krieg, Gewaltherrschaft und Hunger. Ich werde ein Licht am Adventskranz anzünden und Weihnachtsmusik hören in stiller Vorfreude auf die Heilige Nacht. Und ich erinnere mich an den Besuch bei meinem Urlaubsfreund in Berlin und an seine leuchtenden Augen.
Vieles ist anders in diesem Jahr, wir können manches nicht verstehen. Es ist ein Sommer mit einer Pandemie. Wir lernen wieder, uns auf Wesentliches zu beschränken, wir lernen wieder, uns zu besinnen.
Während des letzten Krieges und viele Jahre danach erging es unseren Eltern und Großeltern viel schlechter. Einschränkungen, Verzicht und Sorgen waren viel größer.
Wir müssen die Zeit in der Pandemie annehmen, uns an Regeln und Verordnungen halten. Im Vertrauen zu Gott werden wir diese für uns außergewöhnliche Zeit überstehen.
Lasst uns besonders denjenigen beistehen und helfen, denen es schlecht geht, sowohl gesundheitlich als auch wirtschaftlich.
Lasst uns menschlich sein und auch demütig. Für die Zukunft sollten wir einiges ändern, damit wir uns alle wieder erfreuen können an hellem Licht, frischer Luft, klarem Wasser und leuchtenden Farben.